Grünau ist? Vorurteile des grünen Stadtteils

Beitrag der Grünauer Schüler-Netz-Zeitung GREENAU WAVE vom 28.06.2009:

Ein langweiliges Rentnerparadies umringt von grauen Plattenbauten. Dort sagen sich noch Hase und Fuchs ?Gute Nacht?.

Genau so denken viele Leipziger, die nicht in Grünau wohnen, über den Stadtteil. Viele könnten sich auch nicht vorstellen hier zu wohnen, denn Vorurteile gibt es genug.

Aber woher kommen diese Vorurteile und sind sie wirklich begründet?

Besonders verbreitet ist das Vorurteil, dass Grünau nur aus grauen Plattenhäusern besteht und daher auch nicht sehr schön aussieht. In DDR-Zeiten wurde das Wohngebiet innerhalb von nur 12 Jahren erbaut. Dementsprechend musste auch alles sehr schnell gehen. Die Häuser sollten schneller, besser und billiger sein und vielen Menschen ein Zuhause bieten. Daher sahen sie alle gleich aus. Die Betonung liegt auf ?sahen?. Denn heute ist das längst nicht mehr so. Wer denkt Grünau wäre trist und grau, muss lange keinen Fuß mehr in den Stadtteil gesetzt haben. Über 60% der Häuser wurden saniert und erstrahlen in neuen Farben. Kein Haus gleicht dem anderen, wie es vor 15 Jahren noch war.

Wer meint Grünau wäre klein, irrt ebenfalls. Mit seinen rund 50 000 Einwohnern liegt es genau in Leipziger Durchschnitt. Allerdings stimmt es, dass in den letzten 20 Jahren fast 50 % der Bevölkerung abgewandert sind. Ja, Grünau hatte mal über

90 000 Einwohner und viele von ihnen waren Jugendliche und Kinder.

Das ist heute nicht mehr so. Vorurteil Nummer 3 stimmt absolut. Grünau ist ein Rentnerparadies. Kein anderer Stadtteil hat ein so hohes Durchschnittsalter wie Grünau. 48 Jahre alt sind die Bewohner hier im Schnitt. Es gibt doppelt so viele Altenheime wie Gymnasien und Mittelschulen zusammen.

Da es nun mal so viele Rentner gibt, wird alles dafür getan um ihnen das Leben hier komfortabler zu gestalten. Ärzte, Apotheken und Supermärkte gibt es an jeder Ecke und das viele Grün und die Ruhe sind für alte Menschen einfach perfekt.

Für die paar Jugendlichen, die noch hier wohnen ist es allerdings nicht perfekt. Grünau ist zwar ganz schön, aber ehrlich gesagt auch ein wenig langweilig. Wenn ich zum Beispiel mit meinen Freunden etwas unternehmen will, fällt uns nichts anderes ein als im Winter im Allee-Center zu shoppen und im Sommer am Kulki zu entspannen. Die erste Zeit kann das wirklich Spaß machen, aber mit den Jahren sucht man nach anderen Freizeitbeschäftigungen und die kann Grünau einem Jugendlichen nicht bieten. Hier gibt es keine Diskotheken. Außer der ?Völle? kann man auch keine Jugendtreffs finden. Schade, aber auch verständlich. Denn es gibt nur zweitausend 14- bis 18-jährige in Grünau.

Viele der Vorurteile sind alt und treffen längst nicht mehr zu. Einige Klischees bleiben allerdings erhalten. Doch ehe man ihnen Glauben schenkt, sollte man sich lieber selbst einen Eindruck von dem grünen Stadtteil machen. In Grünau kann man sich sehr gut erholen. Statt Hektik und Straßenlärm gibt es hier noch Ruhe und Vogelgezwitscher. Und das spricht nur für Grünau!

Autorin: Julia Linde
Schüler-Netz-Zeitung GREENAU WAVE

Originalartikel auf der Internetseite:
http://www.evolo-online.net/greenau-wave/

Foto: Andreas Döring / LVZ