„Albtraum ohne Erwachen“

Bürgerredakteurinnen schreiben: Junge Leute präsentieren Theaterstück
Artikel der Kleinen Leipziger Volkszeitung (Stadtleben) Süd vom 16.09.2011:

Es herrscht Stille und gespenstische Dunkelheit. Dreizehn Jugendliche träumen einen gemeinsamen Albtraum, aus dem es kein Erwachen gibt. Schematisch werden die Konturen von Treppen mit kleinen Podesten sichtbar. Es gibt keinen Ausgang, egal in welche Richtung sie über die Treppen laufen. Wer was abhaben will, muss einstecken, Auge um Auge, Zahn um Zahn. Die gegeneinander gerichtete Gewalt entwickelt schnell eine Eigendynamik, der nur durch radikale Verweigerung begegnet werden kann.
„Treppenhaus“ heißt das Stück, das unlängst im Grünauer Theatrium Premiere hatte. In diesem Treppenhaus wird alles verloren gehen: Nähe, Würde, Vergebung, Trost und Liebe. Einzige Nahrungsquelle ist ein seltsamer Automat. Der spuckt als Belohnung kleine Fleischbällchen aus. Als Belohnung dafür, dass die Jugendlichen gewisse Dinge tun. Welche das sind, müssen sie aber selbst herausfinden.
Das funktioniert nur zeitweise in Abständen von Stunden. Wann dieser Moment gekommen ist, erfahren die Jugendlichen durch unartikulierte Flüsterstimmen, die jeder von ihnen anders interpretiert, und durch das Aufblinken eines roten Lichtes. Dennoch gibt es nie genug, um satt zu werden.
Irgendein Jemand bestimmt über die Jugendlichen. Er bestimmt, wann das Licht aufblinkt und wie viele Fleischbällchen ausgespuckt werden. Ganz offensichtlich sollen damit der Wille und das Selbstbewusstsein gebrochen werden.
Die Jugendlichen beginnen im Sinne des Automaten zu funktionieren. Durch in der Not antrainierte Taten verbessern sie ihr Gespür für die Erwartungen der Maschine. Sie verändern ihr Verhalten so, dass die Maschine längere Zeit für genug Nahrung sorgt.
Als sie beginnen, sich gegenseitig aufzuhetzen, werden sie wiederum belohnt. Da begreifen sie, dass Gewalt und böse Taten von ihnen gefordert werden. Doch zwei Jugendliche wollen sich dagegen wehren und grenzen sich von den übrigen Jugendlichen und deren Aggressionen ab. Sie hungern lange Zeit alleine. Das Verhalten der anderen Jugendlichen wird immer angespannter, bis sie einen Angriff auf die zwei Außenseiter starten. Doch der verläuft nicht wie geplant.
Das Theaterprojekt „Treppenhaus“ basiert auf dem Roman „Das Haus der Treppen“ des Amerikaners William Sleator. Seine Geschichten behandeln die Probleme und Sorgen von jungen Leuten, die seelischen und psychologischen Aspekte.
Die Idee, diesen Roman in Szene zu setzen, trägt Projektleiterin Almut Koch seit ihrer Schulzeit mit sich. Damals stand der Roman auf dem Lehrplan. Nun setzte sie die Geschichte mit Grünauer Jugendlichen um.
Sylvia Höhne, Bürgerredakteurin

Quelle: Kleine Leipziger Volkszeitung (Stadtleben) Süd vom 16.09.2011

Weitere Aufführungen finden am 4. und 5. November jeweils ab 20 Uhr im Theatrium statt.