„Wir machen TV – Unterwegs mit dem MDR“

Auszug aus ?GutWohnen? ? der Zeitung des Gutburg Mieterservices, Ausgabe 07, Oktober 2011:

Das Fernsehen ist unbestritten eines der meist genutzten Medien unserer Zeit. Rund um die Uhr versorgt es uns mit Nachrichten und Bildern aus aller Welt. Ob Papstbesuch oder Prinzenhochzeit ? wir sind, wenn wir wollen, live dabei. Es unterhält und berät uns, schickt Lehrreiches und Blödsinniges ins Haus. Wir regen uns darüber auf und möchten doch nicht ohne leben: 2010 verbrachten wir durchschnittlich 223 Minuten täglich vor der Glotze.

Aber wie entsteht eigentlich eine Sendung? ?Gut Wohnen? hatte die Gelegenheit, ein MDR-Team bei den Arbeiten für die Dokumentation ?Leben in der Platte? zu begleiten. Hier das ?Making-of?.

+ + + 15. Juli + + +

Eine Redakteurin des Mitteldeutschen Rundfunks meldet sich beim Gutburg Mieterservice. Ob man sich vorstellen könne, bei einer Dokumentation mitzumachen? Die Skepsis ist groß. Zuviel Einseitiges ist schon über die Platte berichtet worden. Doch die Redakteurin hat überzeugende Argumente. Zum einen sei sie selbst in der Platte aufgewachsen ? sie weiß also, wovon sie spricht. Der Autor sei Rolf-Axel Kriszun, ein renommierter Journalist, der sich durch zahlreiche Reportagen und Dokumentationen (z.B. ?Henry ohne Maske?, Portrait von Henry Maske, ?Akte Mitteldeutschland? und viele mehr) empfiehlt. Und fachlich werde die Dokumentation von Ines Weizman begleitet, einer 1973 in Leipzig geborenen, mittlerweile in London lebenden, international gefragten Architektin. Kurz und gut: Es geht um mehr als die übliche flache Betrachtung der Platte ?wie sie singt und lacht?. Wir sind dabei.

+ + + 23. August + + +

Das Sendekonzept hat sich geändert. Zusätzlich zu der Begleitung eines Hausmeisters bei der Arbeit will der MDR nun auch bei Mietern drehen. Hintergrund: Die Dokumentation soll zeigen, wie individuell Menschen sich ihr Leben einrichten. Das ist eine harte Nuss, denn wer lässt schon gern das Fernsehen in sein Privatleben? Der Gutburg Mieterservice berät intern: Welche Mieter fragt man, und wie stellen wir sicher, dass ihre Privatsphäre gewahrt bleibt? Eine Telefonaktion soll Klarheit verschaffen. Ein Mieter legt nach wenigen Sätzen auf, ein anderer hat Bedenken wegen der alten Küche und einer muss wieder absagen, weil sich die Gattin weigert. Dennoch: Die Hälfte der angesprochenen Mieter erklärt sich zu einem unverbindlichen Vorgespräch unter der Voraussetzung bereit, dass der Gutburg Mieterservice die Termine und Dreharbeiten begleitet.

+ + + 30. August + + +

MDR-Redakteurin und Gutburg Mieterservice setzen sich mit jedem Einzelnen zusammen. Termine und Vorgehensweise werden abgestimmt. Es kann losgehen. Und es eilt, denn der Sendetermin steht schon fest, und alle arbeiten fieberhaft an der Zusammenstellung des Materials.

+ + + 8. September + + +

Erster Treffpunkt ? Hausmeisterbüro, Ringstraße 147. Steffen Kliesch hat sich in frische Arbeitskleidung geworfen und erwartet schmunzelnd, was da wohl auf ihn zukommt. Seiner Arbeit soll er nachgehen, genau wie immer. Nur, dass er heute mal Selbstgespräche führen und erklären soll, was er da macht.
»Also gut, dann fangen wir mit der Dachkontrolle an«, entscheidet der Hausmeister. Die Redakteurin, ihr Kameramann ? ein erfahrener Dokumentarfilmer – und ein Tontechniker machen sich an den Aufstieg. Im 05. Stockwerk angekommen, geht es über eine Leiter auf den Dachboden und von dort über eine enge Stiege direkt auf das Dach. Wer jetzt nicht schwindelfrei ist, hat Pech gehabt. Das Wetter ist bescheiden, der Wind weht kräftig, aber die Aussicht ist phänomenal. Steffen Kliesch tut, was er immer tut, nur eben für die Kamera alles drei- oder viermal: Er checkt die Lüftungsanlage, prüft ob die Abläufe der Regenrinne frei sind und beseitigt Blätter und Steine.
Ein Mieter hat uns entdeckt und winkt von seinem Balkon. Wir winken zurück. Nach gut anderthalb Stunden sind die Bilder im Kasten. Aber werden sie unter diesen Wetterbedingungen auch Sendequalität haben? (Das Team wird sicherheitshalber am Folgetag bei Sonnenschein noch einmal aufs Dach steigen.) Der Hausmeister ist noch bis zum frühen Nachmittag mit dem MDR unterwegs, repariert die Sitzbank auf dem Spielplatz, dreht seine Müllrunde und kontrolliert eine Leerwohnung. Nun bräuchte man noch Bilder, die deutlich machen, dass er täglich viele Treppen laufen muss. Gedreht werden nur die Füße. Ob er bitte die Treppe hinunter gehen und mit dem rechten Fuß unten ankommen könnte? Gar nicht so einfach. Schließlich rechnen alle nach, damit es mit dem richtigen Fuß klappt. Egal ist das nämlich nicht, denn die Sequenz muss am Ende zu der passen, die das Hinaufgehen zeigt. »Der Zuschauer merkt so was«, weiß der Kameramann. Ob er seinen Job gern macht, will die Redakteurin von Steffen Kliesch wissen. »Ganz klar, ja«, antwortet der.

+ + + 9. September + + +

Weiter geht?s zu den Verabredungen mit den Mietern. Unter dem Motto »Dürfen wir reinkommen? « betritt das MDR-Team eine Maisonette. Fröhliche Kinder springen herum und zeigen voller Stolz ihre wirklich zauberhaften Zimmer. Orchideen werden hier gezogen – eine Liebhaberei des Hausherrn, der in dieser Woche Nachtschicht hat und deshalb erst am Nachmittag seine Tür für uns öffnen kann.
In der Wohnung der nächsten Familie hat es dem MDR-Team vor allem der Esstisch angetan. Ein gläsernes Prachtstück mit weißen Stühlen und Platz für mindestens 8 Personen. Das Tolle hier sei, sagt die Mieterin, dass ihre Kinder im grünen Hof gefahrlos spielen können und sie vom Balkon aus ein Auge drauf haben kann. Alles, was sie bräuchten ? Kindergarten, Schule, Einkaufsmöglichkeiten -, sei problemlos zu Fuß zu erreichen.
Kontrastprogramm: Durch die letzte Tür, die sich an diesem Tag für uns öffnet, betreten wir eine andere Welt. In jahrelanger, liebevoller Kleinarbeit haben ihre Bewohner vom Boden bis zur Decke alles nach ihren Wünschen umgestaltet. Jedes Möbelstück hat seine eigene Geschichte, vieles wurde auf Flohmärkten gefunden und allerfeinstens restauriert.

+ + + 15. Oktober + + +

Am Ende wird die Dokumentation 150 Sendeminuten haben. Das MDR-Team hat ein Vielfaches an Material gedreht, um es am Schnittplatz mit ?Archiv-Perlen? aus dem DDR-Fernsehen, ?Plattenklängen? (Bohren, Partygeräusche und Kinderlärm), Kommentaren vom ?Club der Nachdenklichen? und vielen Fakten zum ?Leben in der Platte? zusammenzufügen. Unterhaltung mit Tiefgang macht ganz schön viel Arbeit.

Quelle: Gut Wohnen. Die Zeitung des Gutburg Mieterservices. Ausgabe 07, Oktober 2011


Der MDR sendet den XXL-Report „Leben in der Platte“ am Samstag, 15.10.2011 um 20.15 Uhr.


Wir danken Gutburg Mieterservice für die freundliche Zurverfügungstellung der Reportage !