„Bilder an die Luft“

Holm Henck stellt in der Alten Post in Grünau aus
Artikel der Kleinen LVZ(Stadtleben) Süd vom 28.10.2011:

Das lebensfrohe Mädchen, der zu allem entschlossene Kleingärtner, das welke Paar, „Prinz“ Michael Jackson mit dem nach innen gerichteten Blick, die Frau vor einer Kirchenruine oder jener Mann im mittleren Lebensalter mit dem rätselhaften Ausdruck – sie gehören zu den Gesichtern, die derzeit in der Alten Post neben dem Komm-Haus zu sehen sind. Porträts des Grünauer Malers Holm Henck, der von seinen Bildern sagt, sie „müssen mal wieder an die Luft“. Schließlich habe eine Zweiraumwohnung platzmäßig ihre Grenzen und zum anderen möchten die Bilder natürlich entdeckt und betrachtet werden.
„Mal sehen, was die Leute so sagen“, ist der Maler gespannt. Satte Farben empfangen die Besucher gleich zu Beginn der Ausstellung: Mit energiegeladenen Pinselzügen zeigt Henck einen Vergnügungspark mit seinen turbulenten Fahrgeschäften. Oder ist es die Lindenauer Kleinmesse? Das tut hier nichts zur Sache: Expressive Farben überfluten das Bild und bringen etwas von der Dynamik all dieser Orte rüber.
Verhaltener sind dagegen die meisten der Porträts. Warum hat ein Mann ein offenes und ein geschlossenes Auge? Eine eindeutige Botschaft hat dieses Bild nicht. Haben die Augen die hellen und die dunklen Seiten gesehen? Sollte man im Dunklen die Augen öffnen, um sie vorm Grellen zu schließen? Das Licht sucht wohl auch jener alte Mann, dessen Züge von der Alzheimer-Krankheit gezeichnet ist – einen kraftvollen Kontrast dazu bilden die humorvollen Porträts eines Mädchens – die Tochter des Künstlers. Leer ist der Blick einer Frau, die sich von einer Kirchenruine abwendet. „Vielen jungen Leuten ist die Kulturgeschichte der Kirchen heute fern. Daran möchte ich erinnern“, sagt Holm Henck. Der 48-jährige Grünauer hat ein „zweijähriges Vorstudium“ – so hieß das damals – an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) absolviert. Zeichentechniken und Komposition habe er unter anderem bei Günter Thiele gelernt.
Beruflich hat sich Henck zunächst für die Druckbranche entschieden, um später wieder seiner eigentlichen Profession, der Kunst, nachzugehen. Dies heiße auch gesellschaftliche Prozesse sichtbar machen: Da ist die Jesus-Figur, welche die Arme über eine Mc-Donalds-Ladenkette ausbreitet. Was wird da gesegnet? Oder da ist der Kleingärtner am Grill – ein grinsender Gartenzwerg und übergroße Fleischstücke machen das Brutale der scheinbaren Idylle deutlich. Auf anderen Bildern lässt der Maler auch einfach die Schönheit von Farben sprechen und auch Stadtlandschaften findet man in der aktuellen Ausstellung – grüne, wie es sich mittlerweile für Leipzig gehört. Eine Parkszene zeigt einen Sommertag, wie er schöner nicht sein könnte.
Ingrid Hildebrandt

Holm Henck Ausstellung
(bis 4. November)
Alte Post (neben Komm-Haus), Selliner Straße 17
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 14 bis 18 Uhr

Quelle: Kleine Leipziger Volkszeitung (Stadtleben) Süd vom 28.10.2011