„Wir sind eine große Familie“

Weskate LE und Urbansouls veranstalten im Heizhaus zweiten Skate Contest – LVZ-Artikel vom 04.04.2012:

Schwache Nerven dürfen diese jungen Menschen nicht haben. Wer von einer vier Meter hohen Rampe senkrecht nach unten springt mit dem Ziel, auf einem kleinen Brettchen mit Rollen zu landen, ist mit Sicherheit furchtlos und ganz bestimmt ein Skateboarder. Jüngst versammelte sich diese Gruppe Waghalsiger im Heizhaus in Grünau, um auszuloten, wer am kunstvollsten von einer Rampe zur nächsten gleiten und dabei diverse Hindernisse überspringen oder entlangrutschen kann. Zum zweiten Mal veranstaltete Weskate LE in Partnerschaft mit dem Verein Urbansouls den Skateboard Contest – mit Erfolg.
112 Teilnehmer zwischen 12 und 35 Jahren aus ganz Deutschland kamen nach Leipzig und traten nach Alter und Sponsorenstatus kategorisiert in drei Gruppen an. „Das sind mehr als bei den deutschen Meisterschaften“, so Benny Blauert. Der 21-Jährige ist Mitveranstalter des Contests und Mitglied von Weskate LE. Er ist seit acht Jahren selber Teil der Szene und weiß genau, was Skateboarder wollen. „Es läuft leider immer mehr in Richtung Bundesliga und großes Geld. Wir versuchen hier, den Spaß wieder in den Vordergrund zu rücken. Denn darum ging es eigentlich mal. Wir wollen wieder zurück zum Ursprung sozusagen.“
Lorenz Augustin ist 17 Jahre alt und einer der Teilnehmer beim Wettbewerb. Er kann Benny nur beipflichten. „Es ist eigentlich gar nicht so wichtig zu gewinnen. Mir gibt Skaten einfach den Ausgleich zur Schule.“ Das Allerwichtigste jedoch sei das Miteinander. Darin sind sich alle einig. Und das ist auch zu spüren – sie sind eine eingeschworene Gemeinschaft. Die besteht hauptsächlich natürlich aus Jungs. Eine gewisse Raubeinigkeit muss man eben mitbringen, um Prellung in Kauf zu nehmen.
Wenn gerade einmal kein Wettbewerb in der Halle veranstaltet wird, hat das Heizhaus in der Alten Salzstraße aber auch für die zarter Besaiteten etwas zu bieten. Das Haus selber wurde erst vor eineinhalb Jahren gebaut. Der Bedarf war groß, der Anklang ist grandios. Gerade für den Stadtteil Grünau sei dies wichtig gewesen, so Marie-Christa Schilde, Vereinsmitglied von Urbansouls. Und das vor allem aus einem Grund: Hier finden die Jugendlichen Gleichgesinnte.
Dieser Gemeinschaftssinn ist auch deutlich in der Halle zu spüren, besonders während der finalen Phase des Contests. Es wird gejubelt bei einem gelungen Manöver und anteilnehmend das Gesicht verzogen bei einem unsäglichen und vielleicht auch schmerzhaften Sturz. Zu gewinnen gibt es neben kleinen Sachpreisen nur Ehre und Ruhm. Aber das scheint den Jugendlichen genug zu sein.
Benny und seine Kollegen haben noch Großes vor. „Es gibt süddeutsche, westdeutsche und norddeutsche Meisterschaften. Jetzt, da wir mit dem Heizhaus die Räumlichkeiten haben und nach dem Wettbewerb zu urteilen den Anklang offensichtlich auch, wollen wir es schaffen, die ostdeutschen Meisterschaften wiederzubeleben.“

Fanny Kniestedt

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 04.04.2012