„Karl-Heine-Kanal wird jetzt zu Ende gebaut“

1856 begann Industriepionier Karl Heine mit dem Bau des später nach ihm benannten Kanals – der schlängelt sich auf 2,6 Kilometern Länge durch den Leipziger Westen. Ab sofort wird sein Werk vollendet. Die Stadt hat gestern den Bau einer 665 Meter langen Wasserstraße gestartet, die noch bis zum Lindenauer Hafen fehlt.
Im Durchschnitt zwölf Meter breit und zwei Meter tief soll das neue Kanalstück werden. 200000 Kubikmeter Erdmassen müssen dafür in den nächsten Monaten ausgebaggert und mit täglich 40 bis 50 Lkw-Ladungen abtransportiert werden. „Das Material dient dann zur Abdeckung von Deponien“, erklärte Axel Müller. Er ist Projektleiter bei der Dölziger Straßenbaufirma Tesch, die den 3,86 Millionen Euro schweren Auftrag per Ausschreibung bekam. Die Arbeiten beginnen jetzt an beiden Enden gleichzeitig – also sowohl am 1000 Meter langen Hafenbecken als auch am bisherigen Abschluss des Karl-Heine-Kanals nahe der Lützner Straße. „Wir baggern uns von zwei Seiten zum Zentrum, weil sich das Grundwasser so leichter abhalten lässt“, sagte Müller. „In der Mitte ist der Grundwasserstand am höchsten.“
Das Westufer wird naturnah gestaltet, erhält daher nur Bohrpfähle zur Absicherung. Am Ostufer, wo unter anderem eine Fußgängerpromenade, Aussichtsbalkone und Sitztreppen bis zum Wasser hinab entstehen, sorgen Winkelstützelemente für den Halt. „Generell liegt das Ufer am neuen Kanalstück nur 50 Zentimeter über der Wasseroberfläche“, so Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal (Linke). „Das ist viel niedriger als im Hafen, wo der Höhenunterschied zwei Meter beträgt.“ Im November 2014 solle die gesamte Strecke fertig sein und geflutet werden. Dabei würden sich auch die bislang unterschiedlichen Pegelstände zwischen Karl-Heine-Kanal und Hafen „auf natürliche Weise angleichen“, erläuterte Inge Kunath vom Amt für Stadtgrün und Gewässer. Weil in der kalten Jahreszeit niemand mehr paddelt, finde die offizielle Feier zur Fertigstellung von Heines Werk erst zur Saisoneröffnung im Frühjahr 2015 statt. Etwa zu diesem Termin beginne auch die Gestaltung der Freianlagen, was noch mal 1,35 Millionen Euro kostet.
Über fünf verschiedene Förderprogramme investiert die Stadt in den Ausbau des Lindenauer Hafens insgesamt 18,1 Millionen Euro.

Jens Rometsch