„Auf den Spuren eines Baumeisters“

Arwed-Rossbach-Schule: Festakt zum 170. Geburtstag des Namensgebers – Leipziger Volkszeitung vom 22.11.14:

Bei einer Festveranstaltung wird an der Arwed-Rossbach-Schule [Berufliches Schulzentrum in Grünau] am Montag [24.11.] an den Namensgeber der Bildungseinrichtung erinnert. Im Vorfeld haben sich die Schüler des beruflichen Gymnasiums intensiv mit Leben und Werk des namhaften sächsischen Architekten beschäftigt. Entstanden sind Vorträge und ein virtueller Stadtrundgang, bei denen die Leistungen des vor 170 Jahren in Plauen geborenen Rossbach vor Augen geführt werden. Er gehörte zu den drei bedeutendsten Architekten des Späthistorismus in Deutschland und prägte das Stadtbild Leipzigs. Bauliche Zeugnisse hinterließ er viele.
Leicht und grazil ist beispielsweise das Wohn- und Geschäftshaus Klinger in der Petersstraße, ausgeführt in italienischer Terrakotta-Architektur, errichtet für den Vater des Grafikers und Malers Max Klinger. Unweit davon, am Martin-Luther-Ring, steht das Gebäude der Deutschen Bank mit seiner Palastbau-Architektur in Anlehnung an Formen der italienischen Hoch-und Spätrenaissance. Auch die Bibliotheca Albertina geht auf die Pläne Rossbachs zurück. „Wer das Gebäude betritt, erblickt zuerst die zwei mächtigen schwarzen Säulen, hinter denen sich das Treppenhaus wie ein heller Lichthof auftut. Man tritt sozusagen aus dem Dunkel ins Licht, ein Effekt, den der für alle gliedernden Architekturteile verwendete weiße Marmor noch verstärkt“, schreibt Uwe Voigtländer in der Dokumentation zur Wiedereröffnung der Uni-Bibliothek im Jahre 2002.
Zusammen mit Partnerschulen in Tschechien, Polen, Italien entstanden auch Dokumentationen über Bauwerke, die Rossbach dort schuf. Durch die Tätigkeit seines Vaters als Architekt interessierte er sich sehr früh für baukünstlerische Ideen, studierte an der Dresdener Kunstakademie und ließ sich 1868 mit seiner Familie in Leipzig nieder. Seine Tätigkeit als Architekt für Wohn- und Geschäftshäuser sowie Villenbauten und Herrensitze fand alsbald Anerkennung und war die Basis für seinen späteren Erfolg bei Großprojekten. Seine berufliche Tätigkeit ging mit dem Engagement für die Belange der Stadt einher. Als Mitglied des Stadtverordnetenkollegiums und als Stadtrat brachte er sich in die Leipziger Stadtplanung ein, initiierte auch den Verein Leipziger Architekten.
Seine gemeinnützige Tätigkeit bezog sich besonders auf die Errichtung und Erhaltung eines Kinderkrankenhauses in der Oststraße, den Bau von 19 vornehmlich für Arbeiter bestimmten Doppelhäusern in der Ostheimstraße und der Unterstützung von Volkskindergärten. In seiner letzten Schaffensperiode widmete er sich unter anderem der neuromanischen Taborkirche, die von Richard Lucht beendet wurde.
Rossbach starb mit 58 Jahren am 31. Dezember 1902. Seine Schaffenskraft strahlt bis in die Gegenwart aus, etwa, wenn der Hotelneubau neben dem Kosmos-Haus die Fassade vom Palais Schlohbach erhalten wird, das 1871/72 nach Rossbachs Vorgaben entstanden war.

Renate Frank

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 22.11.2014