„Eine Hommage an die Freundschaft“


Neu im Theatrium: „Toms Abenteuer“
LVZ-Kritik vom 23.05.2016:

„Also durchdrehen, Freunde – Champagner und Schnittchen, drehen wir der Logik wieder mal ein Schnippchen!“ Mit diesem Reim ruft Tom Huckleberry Finn auf den Plan. Tom ist die Hauptfigur in der Theatrium-Produktion für Kinder, deren Premiere am Samstag im fast ausverkauften Theatersaal gefeiert wurde.

In „Toms Abenteuer“ (Leitung Katja Fischer) geht es um Freundschaft, Toleranz und darum, zu sich selbst zu stehen. Nie unaktuell werdende Themen, die kindgerecht aufbereitet sind. Tom ist ein Träumer, der morgens schlecht in die Gänge kommt und lieber den Tag mit Spielen verbringen würde, als zur Schule zu gehen und bei seiner fiesen Lehrerin Unterricht zu haben. Seine Schwester versucht, die Mutterrolle für ihn und seinen Bruder einzunehmen. Ganz stressfrei läuft das natürlich nicht, trotz allem müssen sie morgens rennen, um pünktlich bei der Schule zu sein – und verlieren öfter Tom auf dem Weg, der lieber schwänzen will.

Dabei trifft er eines Tages auf Huck Finn, die beiden werden zu Freunden – nachdem sie erfolglos versucht haben, sich gegenseitig umzuschubsen. Im Stück wird nicht ganz klar, ob Huck, der in Hawaiihemd mit Strohhut daherkommt, eine Ausgeburt von Toms Fantasie ist oder wirklich da. Andere scheinen ihnen erst nicht wahrzunehmen, im Enddialog mit der Lehrern aber sieht sie Huckleberry Finn und reagiert auf seine Fragen.

Zunächst geht es um das Vorstellen der Figuren: Die Clique ganz in schwarz, die dem Streber das Leben zur Hölle macht, die verrückte Marie, die neue Schülerin Amy, die aus Hamburg nach Grünau gezogen ist. Erst als Huckleberry Finn Tom einen Brief aushändigt, wird klar, dass der rote Faden in dem Versuch besteht, die fiese Lehrerin zu einer netten zu machen. Zudem ist das Stück eine Hommage an die Freundschaft. Aber auch die Möglichkeit, eine Liebeserklärung höflich zurückzuweisen, ohne dass sich der andere dabei dumm vorkommt, wird dargestellt. Alles Themen, die zur Welt der Heranwachsenden gehören. Zum Schluss stehen alle auf der Bühne und singen ein Lied – die Lehrerinnen sowie die Kinder. Einmal durchdrehen, sagt das Lied als Quintessenz, und nicht das Kind in sich vergessen.

Interessant an der Umsetzung ist nicht nur die Adaption von Mark Twains Huckleberry Finn nach Leipzig-Grünau, sondern auch, dass einige der Szenen per Beamer auf Leinwand übertragen werden. So ist es möglich, den Stadtteil auf der Bühne zu zeigen. Dazu gehören unter anderem die Wohnung von Tom, Polly und Steve sowie das Heizhaus, an dem sich die Schüler nachmittags zum Skaten und Quatschen getroffen haben. Der Übergang von Film- hin zu Theaterszenen ist fließend. Die schauspielerische Leistung der 15 Darsteller ist stark, Lacher zwischendurch sowie den Applaus am Schluss bekommen sie zurecht.

„Toms Abenteuer“ wird wieder am 28. Mai im Theatrium Grünau, Alte Salzstraße 59, gespielt. Beginn ist um 16 Uhr. Karten gibt’s unter der Telefonnummer 0341 9413640 und per Mail an theatrium@gmx.de.

Andrea Schulze

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 23.05.2016