„Grenzen überwinden“

Das Konzept vom Heizhaus Leipzig in Grünau zeigt, dass mit Sport soziale, kulturelle und sprachliche Barrieren überwunden werden können – Leipziger Leben 5/2016:
Ob Kopftuch oder Rastazöpfe, helle oder dunkle Haut, arm oder reich – Aussehen, Herkunft und Sprache sind egal, denn hier geht’s um Sport. In der Skatehalle in der Alten Salzstraße haben die Kids Rollen unter ihren Füßen und sportliche Flausen im Kopf. Alleine oder unter Anleitung sausen sie in der 1.000 Quadratmeter großen Halle über das Birkensperrholz. Das Heizhaus Leipzig liegt in Grünau, zwischen dem Montessori-Schulzentrum und den Bahngleisen, mit dem Auto nicht erreichbar. Ein Fußweg führt zur Nummer 63, auf dem seit 2009 über 300 Kinder pro Woche unterwegs sind. Das Heizhaus hat sich inzwischen als einer der angesagtesten Orte im Bereich des Rollsports etabliert. Sven Bielig ist Vorstands-vorsitzender urban souls e. V. und Heizhaus-Geschäftsführer.

Aller Anfang ist schwer

Seit 2002 war der Verein urban souls e. V. auf der Suche nach einer wetterunabhängigen Lokalität für Rollsportler – also BMXler, Inline-Fahrer und Skateboarder – in Leipzig. 2008 wurde der Verein in einem alten Umformer der Leipziger Stadtwerke fündig. Der komplette Innenraum musste entkernt und umgebaut werden, 35 Tonnen Holz wurden verarbeitet und 400 neue Gläser für die Fensterfront eingesetzt. Bereits ein Jahr später fand die große Eröffnungsparty mit der Ausrichtung der Deutschen Skateboard-Meisterschaften statt. Heute ist das Heizhaus ein modernes Jugendkulturzentrum, ein Mehrgenerationen-Treffpunkt für Kinder und ihre Eltern, für Senioren und ihre Enkelkinder, für Migranten und Flüchtlinge. Geöffnet hat es jeden Tag, selbst an Feier- und Sonntagen oder zu Weihnachten – „als einzige Jugendeinrichtung in Leipzig“, wie Sven Bielig betont. Neben dem Rollsport werden auch Tanz und Selbstverteidigungskurse und Graffiti-Workshops angeboten. In den Räumen einer alten Apotheke im Grünauer Zentrum WK2 gleich um die Ecke entstand 2015 das NEBENAN, eine selbstorganisierte und selbstverwaltete Mehrgenerationen-Begegnungsstätte. Seitdem finden dort regelmäßige Treffen von Senioren statt.

Gemeinsam etwas schaffen

Die anfängliche Skepsis der Anwohner ist heute verflogen: Viele der 40 ehrenamtlichen Helfer leben in Grünau. Sven Bielig kommt aus Halle an der Saale und hat Betriebswirtschaftslehre in Dresden studiert. Was den 34-Jährigen nach Leipzig verschlagen habe? „Die Leipziger“, antwortet er knapp. Bielig selbst hat seit 1996 ab und an ein Brett unter den Füßen. Heute fehlt ihm (leider) die Zeit dafür. Es gilt Förderanträge auszufüllen, Gremien beizuwohnen, Verhandlungen mit Investoren zu führen. Zwar fühlt sich der junge Mann bei den Zahlen zu Hause und ist überwiegend für betriebswirtschaftliche Belange des Vereins verantwortlich, dennoch vergisst er niemals seine soziale Verantwortung. Er und sein Team haben immer ein offenes Ohr für die Kids und vermitteln bei Bedarf weiterführende Hilfe. Das Alleinstellungsmerkmal sieht der Hundeliebhaber in dem authentischen Zugang zur Jugend. Die Tanz- und Skateboardlehrer/innen kommen aus der Szene und sind hier überwiegend noch aktiv. „Das kommt bei den Kids an“, weiß Sven Bielig, und bei anderen Jugendhilfeträgern in der Bundesrepublik offensichtlich auch, denn immer wieder wird sich bei ihm nach dem erfolgreichen Konzept erkundigt.

HEIZHAUS Leipzig
Alte Salzstraße 63, 04209 Leipzig
www.heizhaus-leipzig.de
So kommen Sie hin:
Straßenbahnen 8, 15 / Bus 66 (Grünolino)Haltestelle Parkallee


Aktionsangebot:

Die Tanzräume im HEIZHAUS bieten ein abwechslungsreiches Programm in den Tanzstilen Hip Hop Dance, Breakdance, Modern Dance und Jazz Dance. Egal ob Anfänger- oder Fortgeschrittenen-Level, ob Jung oder Alt, ob Freizeitbeschäftigung oder Profession, für alle Interessierten gibt es das passende Angebot.

LEIPZIGER VORTEIL
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Quelle: Leipziger Leben 5/2016