„Der Bürger steht plötzlich vor verschlossenen Türen“

In der Leipziger Volkszeitung vom 20.01.2017 wurde folgender Leserbrief von Evelin Müller zum LVZ-Beitrag ‚In Grünau-Mitte verändert sich was‘ vom 27.12.2016 veröffentlicht:


„Bei der Stadtteilkonferenz ging es nicht nur um gravierende Probleme dort, wo sich Migranten und Flüchtlinge konzentrieren. Probleme des Zusammenlebens gibt es auch in anderen Häusern verschiedener Wohnungseigentümer, wo für Neuzugezogene Ordnung, Sauberkeit und achtsames Miteinander keine Handlungsoptionen sind. Aber warum kamen dann eigentlich nur relativ wenige Grünauer zur Stadtteilkonferenz? Zahlreich waren dagegen die Vertreter von Ämtern, Einrichtungen und Institutionen. Zudem verließ der Großteil der Bürger die Veranstaltung zur Pause, sodass an den anschließenden Diskussionen in der Pauluskirche überwiegend ‚Offizielle‘ beteiligt waren. Viele Grünauer fühlen sich mit ihren Sorgen von Ämtern und Wohnungsunternehmen alleingelassen. Misstrauen und Nicht-Verstanden-Werden(-Wollen) breiten sich immer mehr aus und führen zu Resignation und Rückzug. Warum auch über – bekannte – Probleme reden? Es besteht dringender Handlungsbedarf. Um Probleme des Zusammenlebens zu lösen, muss man die Menschen vor Ort erreichen und mitnehmen. Danach sieht es aber aktuell nicht gerade aus.
Und in so einer schwierigen Situation zieht sich nun auch noch das Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung (ASW) aus Grünau zurück – schließt ’still und heimlich‘ den Stadtteilladen. Und der Bürger steht ab 2017 plötzlich vor verschlossener Tür.“ (Evelin Müller, per E-Mail)

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 20.10.2017


Resonanz auf Stadtteilkonferenz sehr positiv – Stadtteilladen weiter geöffnet

Die Rückmeldungen und Feedbacks, die das Quartiersmanagement zur Stadtteilkonferenz bekommen hat, spiegelt eine andere Wahrnehmung als die von Frau Müller wider.
Wir hätten uns auch einen etwas früheren Termin gewünscht, allerdings ist die Abstimmung mit dem Kalender vom OBM auch nur langfristig möglich und lässt auf Grund seiner Terminfülle wenig Spielraum. Umsomehr haben wir uns gefreut, dass er sich dennoch soviel Zeit für Grünau genommen hat und über die gesamte Dauer von 3,5 Stunden anwesend war – und ebenso, dass so viele Grünauer/innen den Weg zur Stadtteilkonferenz gefunden haben. Diese haben die Gelegenheit genutzt, dem OBM ihre ganz persönlichen Probleme und Wahrnehmungen zu schildern.
Dass viele Grünauer/innen nach der Pause gegangen wären, ist uns anders in Erinnerung. Ganz im Gegenteil – die Diskussionen an den Thementischen im 2. Teil waren sehr gut besucht. Dass viele Ämtervertreter/innen dabei waren, war so gewollt, um den direkten Dialog zwischen Bürger/innen und Verwaltung zu ermöglichen. Die Resonanz nach der Stadtteilkonferenz war – trotz Kontroversen – durchweg positiv, sowohl hinsichtlich der Diskussion, als auch hinsichtlich der Ergebnisse. Es war zudem ein neuer Versuch, die Grünauer/innen besser mitzunehmen, indem der direkte Dialog von Bürger/innen, Verwaltung und Politik mit konkreten Themen gesucht und Probleme und Lösungsansätze diskutiert wurden.
Inzwischen gibt es sogar einen ersten Folgetermin eines Thementisches, der sich wieder treffen und an Themen weiterarbeiten will. Anliegen und Ansätze werden zudem in verschiedene Gremien, Arbeitskreise und Netzwerke in Grünau mitgenommen. Auch möchte die Stadt zentrale Themen in das Integrierte Stadtteilentwicklungskonzept für Grünau einfließen lassen.
Die Zeit hat sich verändert, die Gegebenheit und Probleme auch. Mit einem „haben wir schon immer so gemacht“ kommen wir alle nicht weiter. Statt dessen muss sich Grünau aufgrund der sich stark verändernden Bedingungen für die Zukunft neu aufzustellen. Und das ist nicht allein Aufgabe der Verwaltung oder der Politik oder einzelner Grünauer/innen – sondern ALLER.
Und noch ein Wort zum Stadtteilladen: Das ASW schließt seinen Stadtteilladen nicht, sondern versucht – wie übrigens auch in anderen Stadtteilen – Anpassungen vorzunehmen. Dies betrifft zum einen die Übergabe an das QM, zum anderen die Schwerpunktsetzung für eine bessere Nutzung für mehr Akteure. Viele Vereine, Initiativen und Projekte suchen oftmals nach Räumen, um sich zu treffen oder Veranstaltungen durchzuführen. Dies soll mit dieser neuen Nutzung ermöglicht werden. Mit einer täglichen Öffnung wie bisher ist dies nicht zu realisieren.
Der Stadtteilladen Grünau hat bereits seit 6.1. wieder geöffnet – aktuell am Mo. und Do. von 10 – 17 Uhr. Näheres dazu wurde bereits auf den Seiten des QM bekannt gegeben. Diese Öffnungszeiten werden derzeit getestet und können gegebenenfalls – je nach Nachfrage – nochmals angepasst werden.
Es wäre besser, sich vorab zu informieren oder nachzufragen, bevor man Dinge in die Welt setzt. Hätte die LVZ übrigens auch machen können, ein Anruf hätte genügt. Vor allem wird es aber auch dem Engagement der vielen Akteure nicht gerecht, die sich seit langem um Veränderungen in Grünau-Mitte und in Grünau bemühen.