Der Wohnungsmarkt wird enger in Leipzig. Bis 2030 braucht die Stadt rund 77.800 neue Wohnungen. Die Kommune meldet Förderbedarf beim Freistaat an – und zeigt, wie sie unter erschwerten Bedingungen günstige Unterkünfte schaffen will. LVZ vom 14.11.2017
Leipzig wächst – und braucht mehr und günstige Wohnungen. Der Standort Grünau gewinnt für die Planer an Attraktivität.
Leipzig wächst weiter – rund 722.000 Menschen könnten laut Prognose im Jahr 2030 in der Messestadt wohnen. Damit steigt auch der Bedarf an Wohnraum: Verteilt über alle Einkommensschichten braucht die Stadt bis 2030 bis zu 77.800 neue Unterkünfte. Für den sozialen Wohnungsbau meldet die Messestadt auch 2018 Förderbedarf beim Freistaat an: 20 Millionen Euro sollen so nach Leipzig fließen. Am Mittwoch soll der Stadtrat über die Konzeption entscheiden.
Beim Geschosswohnungsbau muss Leipzig dringend zulegen, heißt es aus dem Baudezernat. Vor allem günstige Single-Wohnungen und Räume für große Haushalte mit mehr als vier Personen werden gebraucht, so die Fachleute. Die Stadt geht davon aus, dass jährlich rund 6.600 neue Haushalte in Leipzig entstehen. Rund 1700 davon haben ein geringes Einkommen und seien auf Wohnraum mit einfachem Standard und günstiger Miete angewiesen.
Rund die Hälfte gebe der Markt derzeit noch her. Die Betonung in dem Dokument für die Stadträte liegt auf „noch“. Deshalb müssen jährlich mindestens 850 günstige Wohnungen mit Mietpreisbindung neu geschaffen werden – durch Sanierung, Umnutzung von Gebäuden oder eben als Neubau.
Die Wohnungsbauförderkonzeption 2018 zeigt: Der Bedarf an finanzieller Unterstützung für bezahlbaren Wohnraum in Leipzig ist enorm. In den kommenden Jahren könnten mit privatem und kommunalem Engagement rund 6300 preisgünstige Wohnungen entstehen. Die mögliche Fördersumme liegt dann bei rund 240 Millionen Euro.
20 Millionen Euro für Bauherren
Für die Weitergabe an interessierte Bauherren – private und Genossenschaften – stehen bei der Stadt derzeit schon 20 Millionen Euro aus dem Fördertopf des Freistaats zur Verfügung, verteilt auf die Haushaltsjahre bis 2019. Interessenten können sich online bei der Stadt um Zuschüsse bewerben. Auf diesem Wege seien derzeit 23 Fördermaßnahmen mit 387 Wohnungen in Vorbereitung, so die Kommune. Langfristig spielt außerdem die kommunale Wohnungs- und Baugesellschaft LWB eine wichtige Rolle. Sie soll in der kommenden Dekade ihren Mindestbestand von 36.000 Wohnungen auf 40.000 erhöhen. Bei Neubauten soll ein Drittel im Bereich des sozialen Wohnungsbaus entstehen.
Neue Pläne für Grünau
Die Stadt will außerdem Freiflächen in bestehenden Quartieren besser nutzen, und da kommt nach Jahren der Schrumpfung Grünau wieder ins Spiel: 2013 wurde im Wohnkomplex WK 5.1 ein Geviert abgerissen. Auf der Brachfläche zwischen Frankenheimer Weg, Schönauer Ring und Lindenaundorfer Weg könnte künftig in Kooperation mit den Eigentümern neu gebaut werden, heißt es aus dem Baudezernat. Eine Konzeption soll in diesem Jahr angeschoben werden.
Wohngebiete am Stadtrand
Doch all das wird nicht ausreichen, um den künftigen Bedarf zu decken. Die Stadt prüft deshalb ebenfalls die Entwicklung eigener Flächen in Paunsdorf und Böhlitz-Ehrenberg zu größeren Wohngebieten. Der soziale Wohnungsbau spielt auch bei den neuen Quartieren am Bayerischen Bahnhof und Freiladebahnhof Eutritzsch eine Rolle: Dort sollen jeweils ein Drittel der neuen Wohnungen für Einkommensschwache erschwinglich sein – insgesamt rund 1800 Wohnungen bis zum Jahr 2020. Diese Verhandlungen laufen auch für das Areal an der Westseite des Hauptbahnhofs.
Evelyn ter Vehn
Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 14.11.2017