Wer bei Grünau nur an Plattenbauten denkt, wird dem Stadtteil nicht gerecht. Denn zwischen den Blocks brummt das Familienleben. Das 45.000-Einwohner-Viertel ist vielfältig und spannend.
(LVZ vom 30.09.2020)
Grünau ist ein lebendiger Stadtteil. Die gute Verkehrsanbindung, ein tolles Radwegenetz, eine gut ausgebaute Infrastruktur und ansprechend gestaltete Freiflächen mit viel Grün, mit Naherholungsmöglichkeiten und Freiraum machen Grünau zu einem lebens- und liebenswerten Stadtteil.
Immer mehr Menschen zieht es an den westlichen Rand von Leipzig, vor allem Familien. Sie entscheiden sich oftmals bewusst für diesen Stadtteil, weil dort alles fußläufig erreichbar ist und es dennoch viel Raum für Erholung und verschiedene Freizeitaktivitäten gibt. Letztere sind im großen Grünau so zahlreich und so vielfältig, dass hier nur ein Ausschnitt gezeigt wird:
Nomen est omen – der Stadtteilgietet viel Grün
Apropos Grün(au): Da fallen einem sofort der Schönauer Park und der Robert-Koch-Park als grüne Lungen und Erholungsorte ein. Die Parkallee mit hohen und schattenspendenden Linden verbindet die beiden Parks – leider nicht direkt, denn die Lützner Straße auf der einen Seite und die S-Bahn auf der anderen müssen vorab überquert werden. Die Allee ist sehr gut gepflegt. Ältere Menschen sitzen auf Bänken und schauen den Kindern beim Spielen auf dem Spielplatz zu.
Ein Stück weiter fallen die farbigen Gebäude des Bischöflichen Maria-Montessori-Schulzentrums auf. Dort gehen Kinder in die Grundschule, in den Hort, auf die Oberschule oder aufs Gymnasium. Die Älteren genießen die Pausen an der frischen Luft – und zwar auf der Freifläche vor ihrem Haus.
Ein beliebter Treffpunkt nach der Schule ist das Allee-Center mit seinen Shopping-Möglichkeiten und dem Kino Cineplex mit Familienprogramm.
Alles dreht – am und im Heizhaus
Tom fährt leidenschaftlich gern Skateboard, nutzt die asphaltierten Wege, die sich durch Grünau ziehen – und natürlich den Skaterpark am und die Skaterhalle im Heizhaus. Im Jahr 2009 eröffnete der Verein Urban Souls die wetterfeste Halle für Skater und BMX-Rad-Fahrer. „Inzwischen sind wir weitaus mehr“, sagt Sven Bielig, Geschäftsführer des Heizhauses. „Wir sind ein Soziokulturelles Zentrum geworden, für alle Altersgruppen offen. Wir haben Angebote für alles, was rollt, für Tanz, Graffiti und Musik, beschäftigen uns mit generationsübergreifenden Projekten und haben den Mehrgenerationentreff ‚Nebenan‘ eröffnet“, zählt er auf. An 365 Tagen im Jahr kommen die Kinder und Jugendlichen her, um sich zu treffen, zu spielen und auszutauschen.
Hier, am Heizhaus, parkt immer donnerstags das leuchtend grüne Spielmobil „Peter Pan“ und lockt mit kreativen und sportlichen Aktionen die Kinder im Stadtteil nach draußen. Geleitet wird das Mobil von einem Team aus Pädagoginnen und Pädagogen, die Wiesen und Parkplätze in spannende Spielflächen verwandeln. Normalerweise findet man „Peter Pan“ immer donnerstags am Heizhaus und montags auf der Ratzelwiese – normalerweise. Denn zur Zeit macht die Corona-Pandemie dieser Spiel-Regel einen Strich durch die Rechnung. Das Team hofft aber, sehr bald wieder mit „Peter Pan“ unterwegs sein zu können.
Corona bremst die Kulturstätten aus
In unmittelbarer Nähe zum Heizhaus hat das Theatrium seine Heimstatt. „Wir bieten im Turnus eines Schuljahres vier Jugendtheaterprojekte für Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 13 und 27 Jahren und zwei Kindertheaterprojekte für Kids zwischen acht und zwölf Jahren an“, sagt Almut Haunstein, die Gesamtprojektleiterin. Hinzu kommen die Kostüm- und Maskenwerkstatt, die jede Saison ein Theaterprojekt ausstattet und zu den Vorstellungen betreut, sowie die Medienwerkstatt, in der Jugendliche ab zwölf Jahren Videoclips zu den einzelnen Stücken und zur Arbeit des Theatriums konzipieren und herstellen. Aber auch dort hat Corona das Leben vorerst lahmgelegt – es gibt jedoch hoffentlich bald ein Comeback.
Raum für künstlerischen Ausdruck bietet auch das Kreativzentrum Grünau. Hier werden Kurse im Bereich Tanz, Kreatives Gestalten, Gesangs- und Instrumentalunterricht, Zeichnen und Druck angeboten. Mit dem offenen Freizeittreff Völkerfreundschaft, dem Jugendtreff Arena, dem Kinder- und Jugendtreff Leipzig-Grünau (KiJu) sowie dem offenen Kinderhaus der Caritas mit Bauspielplatz und Werkstätten sind weitere Anlaufpunnkte für den Nachwuchs im gesamten Stadtteil verteilt. Ein offener Treff mit Café wie im Familienzentrum „Mützel“ und im Familienzentrum der Caritas bietet Familien unter anderem die Möglichkeit, sich zu begegnen, sich über ihre Erfahrungen auszutauschen, sich zu informieren und weiterzubilden.
Daneben hält Grünau auch saisonbedingte Angebote für Kinder- und Jugendliche bereit – zum Beispiel den Kletterfelsen K 4. Seit dem Jahtr 2012 wird er von der Sektion Leipzig des Deutschen Alpenvereins betrieben und lädt Jung und Alt am Sportplatz Stuttgarter Allee zum Klettern in der Stadt ein.
Ein absoluter Anziehungspunkt in Grünau ist mit Sicherheit der Kulkwitzer See mit seinem Badestrand. Der „Kulki“ wird nicht nur zur Ruhe und Erholung oder zum Baden genutzt. Auf der Wasserskianlage zum Beispiel können Wakeboarder ihr Können unter Beweis stellen.
Schließlich kann Grünau neben dem Kulkwitzer See noch mit einem Hallenbad aufwarten. In der „Grünauer Welle“ gibt’s 25-Meter-Bahnen und eine kleine, aber feine Sauna-Landschaft. Kinder ab fünf absolvieren ihr Seepferdchen, Erwachsene lernen schwimmen oder machen Wassergymnastik.
Neben all diesen Angeboten wartet der besondere Stadtteil Grünau noch mit mehr als 35 Spielplätzen auf. Anwohnerin Bettina findet: „Das Tolle ist, dass eigentlich jeder Hof zwischen den Häusern eine große Grünfläche mit Spiel-Elementen besitzt.“
Nannette Hoffmann und Juliane Groh
Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 30.09.2020