Badegäste freuen sich über mehr Strand, den Tauchern ist es egal. Doch auf Skiern gleitet es sich immer schwerer ins Wasser: Der Kulkwitzer See zieht sich seit zwei, drei Jahren zurück. Im Leipziger Südraum dagegen erscheint die Lage bislang entspannt. (LVZ vom 17.08.2020)
Das Wasser plätschert zu niedrig. Schätzungsweise ein halber Meter fehlt, damit die Skier optimal in den Kulkwitzer See gleiten können. Es klappt trotzdem noch. „Gerade so“, sagt Jan Täschner, Betreiber des Wasserski-Lifts dort, am westlichen Rand von Leipzig. „Aber es ist grenzwertig.“ Über den Winter will er die Anlage daher aufrüsten. Vor allem die Startrampe werde an den niedrigeren Pegelstand angepasst, kündigt er an.
Denn eine baldige Rückkehr zu früheren Verhältnissen, als das Problem am Kulkwitzer See eher zu viel als zu wenig Wasser war, ist nicht in Sicht. Einen „aktuell deutlich geringeren Wasserstand, der auch wahrnehmbar ist“, bestätigt das Leipziger Amt für Stadtgrün und Gewässer. Mit einer konkreten Zahl kann die Behörde zwar nicht dienen, dafür jedoch mit einem Bündel von Gründen.
Der Kulki verliert Wasser, der Cossi bislang nicht
Kurzfristig sei „diese Absenkung dem Zusammenspiel aus fehlenden Niederschlägen im Einzugsgebiet und einer witterungsbedingten hohen Verdunstungsrate geschuldet“, so die städtischen Experten. Offenbar existiert überdies eine langfristige Ursache: Schon seit 2018 fehlt es überall in Sachsen an ausreichend Regen, das Grundwasser bildet sich daher nicht ausreichend neu, der unterirdische Pegel sinkt. „Vom Grundwasser gespeiste Seen, wie der Kulkwitzer See, sind dann von einem sinkenden Wasserstand betroffen“, heißt es aus dem Amt.
Allerdings macht sich der Trend an den Seen im Leipziger Südraum bislang nicht bemerkbar. Die einstigen Tagebaue dort wurden Jahrzehnte später als der Kulkwitzer See geflutet und stehen – anders als der Kulki – noch heute unter der Verwaltung der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV). Die jüngste LMBV-Messung der Pegelstände stammt von Mitte Juli. Die Werte pegeln sich demnach im normalen Schwankungsbereich ein.
Der Cospudener See liegt mit 109,99 Metern über Normalhöhennull (NHN) nur einen Millimeter unter dem erwünschten langjährigen Mittel. Der Markkleeberger und der Störmthaler See halten sich jeweils sogar einige Millimeter über Soll. Nur dem Zwenkauer See fehlt nach den jüngsten Daten etwas mehr als ein Meter, aber das Gewässer befindet sich ja auch noch bis 2038 in geplanter Flutung.
Auch der Schladitzer See hat fast anderthalb Meter verloren
Die nächste Messung stehe noch diesen Monat an, doch mit einer dramatischen Entwicklung rechne man trotz zwischenzeitlicher Dürre nicht, sagt LMBV-Sprecherin Claudia Hermann. Ein leichtes Absinken der Pegel sei „wegen der hohen Verdunstungsverluste“ zu erwarten – wie schon in den vergangenen Sommern. „Doch das gleicht sich übers Jahr aus.“ Anders sieht die Sache nach den LMBV-Zahlen beim Schladitzer See nördlich von Leipzig aus: Mitte Juli stand das Wasser nur bei 102,58 Meter NHN – fast anderthalb Meter unter dem erwünschten Durchschnitt.
Am Kulkwitzer See behilft sich Tauchlehrer Peter Liebmann mangels konkreter Messwerte mit einem schweren alten Rohr, um den Rückgang abzuschätzen. Das Teil liege seit mindestens 1990 an derselben Uferstelle in der Nähe des Einstiegs seiner Tauchschule „Delphin“, erzählt er. Vor allem seit zwei, drei Jahren sei der Strand hier deutlich in Richtung See gewachsen – „vielleicht um fünf Meter“, mutmaßt er.
Der tiefste Punkt des Sees liegt offiziell bei knapp 32 Metern. Bis etwa 30 Meter gehen die Tauchsportler runter. „Wenn es jetzt nur noch 29 Meter sind, stört uns das überhaupt nicht“, beschwichtigt Liebmann. Eine Gelassenheit, um die ihn Jan Täschner vom Wasserski-Lift beneiden dürfte.
Mathias Wöbking
Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 18.08.2020