Soziokulturelles Zentrum im Robert-Koch-Park geplant / Stadt unterstützt Sanierung von zwei Baudenkmälern (LVZ 31.01.2019)
Auf dem Gelände des Robert-Koch-Parks in Grünau ist ein sachsenweit einmaliges Vorhaben geplant. Nach einem Konzept des Vereins Haus Steinstraße soll dort ein Zentrum mit dem Arbeitstitel „Kultur und Bildung für alle“ entstehen. Die ersten Gelder dafür hat der Leipziger Stadtrat gestern mit seinem Beschluss über den neuen Doppelhaushalt freigegeben. Demnach können von 2019 bis 2021 insgesamt bis zu 1,25 Millionen Euro fließen – vor allem in den Umbau von zwei denkmalgeschützten Gebäuden in dem Park.
Konkret handelt es sich um die ehemalige Chefarztvilla und das direkt gegenüberstehende Kutscherhaus. Diese historischen Gebäude befinden sich im südlichen Teil des riesigen Geländes, sind teilweise saniert, aber stehen schon längere Zeit leer. Sie sollen schnellstmöglich „für eine öffentliche Nutzung unter Berücksichtigung der Auflagen für Barrierefreiheit und Brandschutz umgebaut werden“, hieß es in einem gemeinsamen Haushaltsantrag von Linken, SPD und Grünen.
Ziel: In die Chefarztvilla zieht ein „soziokulturelles Zentrum und Mehrgenerationenhaus“ ein, fürs Kutscherhaus ist ein „Bürgercafé als barrierefreier Treffpunkt“ vorgesehen. Das Ganze sei der Auftakt für die „stufenweise Rettung des rund 100 Jahre alten Parkensembles inmitten eines der größten Plattenbaugebiete der Bundesrepublik“. Das Amt für Stadterneuerung (ASW) habe dazu eine Machbarkeitsstudie erstellt. Ergebnis: Die beiden Häuser eignen sich für das neue Zentrum. Das Projekt werde auch von den Dezernaten für Kultur und für Soziales unterstützt. Hintergrund: In Grünau und Lausen leben etwa 55 000 Menschen mit vergleichsweise wenig soziokulturellen Angeboten. In Grünau-Mitte beträgt die Schulabbrecher-Quote 30 Prozent. In Grünau-Ost sind 85 Prozent der Bürger im Rentenalter. Aufgrund sozialer Probleme und hoher Migrantenquote wiesen 36 Prozent der Kita-Kinder in dem Stadtteil Sprachauffälligkeiten auf, so Linke, SPD und Grüne in ihrem Antrag.
Dieser wurde – wegen des dringenden Bedarfs – auch vom Finanzausschuss und dem Finanzdezernat unterstützt. Der Verein Haus Steinstraße will die Südvorstadt verlassen und an den neuen Standort in Grünau umziehen, bestätigte Geschäftsführerin Ulrike Bernard auf LVZ-Anfrage. „Wir mussten einsehen, dass ein komplett barrierefreier Umbau unseres bisherigen Domizils unmöglich ist. Für alle da zu sein, gehört aber zum Credo unserer Arbeit. Wenn schon umziehen, dann am besten dorthin, wo die Hilfe am dringendsten gebraucht wird, haben wir uns gedacht.“
Ziel sei ein Umzugstermin Ende 2020. Der Verein wolle aber keineswegs wie ein Ufo in Grünau landen, betonte Bernard. Das sachsenweit Einmalige an dem Konzept sei vielmehr, dass alles gemeinsam mit den Bürgern vor Ort erarbeitet werden soll. „Wir werden dabei auch einen neuen Namen für unseren Verein suchen, die Initiativen vor Ort, Kitas, Schulen – also die Ideen und Wünsche der Grünauer stark einbeziehen.“ Erste Überlegungen reichten soweit, das alte Holz-Bootshaus als Bürgerprojekt zu sanieren. Vielleicht lasse sich später auch die riesige Villa des Industriepioniers Rudolph Sack einbeziehen, heute Parkschloss genannt.
Auf Antrag von CDU und Linken soll zudem das städtische Klinikum St. Georg bei der Pflege des 15 Hektar großen Parks entlastet werden. Geplant ist, dass das Grünflächenamt dort 2019 stärker aktiv wird, später die Anlage ganz übernimmt.
Jens Rometsch
Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 31.10.2019