Der Wohnungsmarkt in Leipzig hat sich verändert. Das merken besonders Menschen mit geringem Einkommen. Damit sie trotzdem ein Zuhause finden, setzt sich der Caritasverband für sie ein. Die LVZ-Aktion „Ein Licht im Advent“ unterstützt das Projekt. (LVZ vom 08./09.12.2018)
Die Anteilnahme der LVZ-Leser an Menschen in Wohnungsnot ist überwältigend: Innerhalb von drei Wochen gingen über 40 000 Euro Spenden für den Caritasverband Leipzig ein. Das Geld von der LVZ-Aktion „Ein Licht im Advent“ wird für die Renovierung von Räumen und für die Betreuung der Menschen, die in Wohnungsnot geraten sind, verwendet.
Martin Ciupka betreut seit 2011 Klienten, derzeit kümmert er sich mit seinen acht Kollegen um etwa 75 Menschen. Sechs leben in den von der Caritas angemieteten Wohnungen in der Selliner Straße in Grünau. „Die Situation hat sich verschärft“, sagt der 42-Jährige mit Blick auf den Wohnungsmarkt.
„Früher musste man beim Vermieter Überzeugungsarbeit leisten, dann wurde man fündig.“ Damals gab es noch Wohnraum, den niemand haben wollte, etwa mit Gasetagenheizung, außerhalb der Stadt oder in abgewohnten Appartements.
Günstiger Wohnraum wird in Leipzig immer seltener
Heute gebe es diese Wohnungen allerdings immer seltener, gleichzeitig sei aber der Bedarf nach günstigem Wohnraum gestiegen. „Viele Leute sind bereit, mehr zu zahlen. Das deckt Renovierungskosten ab“, erklärt der Sozialarbeiter. Gerade Ein-Zimmer-Wohnungen und eine Familien-Bleibe mit mehr als vier Zimmern seien schwer zu finden. Täglich sucht Ciupka nach Inseraten, die für seine Klienten in Frage kommen. Doch auch weniger attraktive Wohnungen sind innerhalb kurzer Zeit vergeben. „Wir haben viele Mitbewerber“, stellt Ciupka fest. Einige Vermieter schreiben sogar in die Anzeige, dass sie Bezieher von Arbeitslosengeld II bitten, Abstand von einer Bewerbung zu nehmen. Daher ging die Caritas einen Schritt weiter, mietete Anfang dieses Jahres drei Wohnungen in Grünau an. Edith Perleberg und Rosi Haegerle (LVZ berichtete) fanden dort ein neues Zuhause. „Wenn der Trägerverein unterschreibt, muss sich der Vermieter keine Sorgen machen“, erklärt Ciupka. Die Caritas wiederum vermietet die Wohnungen auf eigenes Risiko weiter an Bedürftige, häufig mit negativer Mietbiografie.
Caritas hilft Klienten durch „Behördendschungel“
Damit der Verband die Miete regelmäßig bekommt, begleiten Ciupka und seine Kollegen die ausgewählten Klienten durch den Behördendschungel. Sie treffen sich mit ihnen, prüfen, was zur prekären Situation geführt hat und sorgen dafür, dass der Fehler nicht noch einmal passiert. Außerdem hilft Ciupka, Gelder von Jobcenter, Sozialamt oder Krankenkasse zu beantragen. Der Sozialarbeiter steht auch mit den Vermietern in Kontakt. Sie melden sich, wenn die Miete nicht gezahlt wurde, so dass Ciupka noch während des laufenden Monats mit dem Klienten die finanziellen Probleme lösen kann.
Einige Hilfsbedürftige unterstützt der Sozialarbeiter bei Bewerbungen. Außerdem steht Ciupka in ständigem Kontakt mit dem ökumenischen Wohnprojekt Quelle e.V. „In der Selliner Straße hat Quelle schon 2006 Wohnungen angemietet, wir sind dann mit eingestiegen und arbeiten nun als gleichberechtigte Partner mit der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft zusammen“, sagt Ciupka.
Um den Klienten noch nachhaltiger zu helfen, müssten sich Träger noch enger vernetzen und mit der Wohnungswirtschaft enger zusammenarbeiten, meint Ciupka. Dank der großzügigen Spenden über „Ein Licht im Advent“ kann der Caritasverband nun in anderen Größenordnungen planen. Es gebe Überlegungen, eine weitere Wohnung anzumieten, sagt Ciupka.
Theresa Held
Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 08./09.12.2018